Aus:
Die Kunst des letzten Augenblicks
Todesgedichte japanischer Zenmeister
von Yoel Hoffmann
Klarer Himmel –
einst kam ich diesen Weg entlang,
Jetzt gehe ich ihn zurück.
Gitoku
Mit leeren Händen kam ich in diese Welt,
Barfuß verlasse ich sie.
Mein Kommen, mein Gehen –
Zwei einfache Ereignisse,
Ineinander verwoben.
Kozan Ichikyo
Die ganze eiskalte Nacht hindurch lag ich wach.
Beim Klang der Morgenglocken wurde mein Herz klar –
aus dieser fließenden Traumwelt erwacht die Morgenröte.
Shume
Da ich geboren wurde
muß ich sterben,
nun denn…
Kisei
Schau direkt vor dich. Was ist da?
Wenn du es siehst, wie es ist,
Wirst du nie fehlgehen.
Bassui Tokusho
Die Melodie des Nicht-Seins
Erfüllt die Leere:
Frühjahrssonne,
Schneesweiße,
Strahlende Wolken,
Reiner Wind
Daido Ichi´i
Einatmen, Ausatmen,
Vor, zurück,
Leben, Sterben:
Pfeile, einander entgegenfliegend,
Treffen sich halben Weges und durchdringen
Die Leere in absichtslosem Flug –
So kehre ich zurück zur Quelle
Gesshu Soko
Wenn es kommt – einfach so!
Wenn es geht – einfach so!
Kommen wie Gehen ereignet sich jeden Tag.
Die Worte, die ich jetzt spreche – einfach so!
Musho Josho
Wer kommt, weiß nur um sein Kommen,
Wer geht, weiß nur um sein Gehen.
Um Befreiung zu finden aus diesem Zwiespalt –
Warum sich festklammern am Kliff?
Wolken treiben tief,
Wissen niemals, wohin die Winde sie wehen.
Sengai Gibon
Die Wahrheit wird niemals
Von anderen erworben.
Du trägst sie immer
In dir.
Katsu
Ich wurde in diese Welt geboren,
Ich verlasse sie mit dem Tod.
Gizan Zenrai
Kommen, alles ist zweifelsfrei und klar.
Gehen, alles ist zweifelsfrei und klar.
Was also ist all dies?
Hosshin
Ich wurde nicht geboren, und ich sterbe nicht.
Wolken treiben unter hohen, weiten Himmeln,
Und der Mond kreist auf Millionen Meilen langer Bahn.
Yakuo Tokuken
Heute wird
mein Geburtstag sein,
im Nirvana
Joseki
Was blüht, vergeht,
das ist der Weg aller Dinge
in dieser Welt der Blumen.
Kiko
Die Oberfläche
des Wassers
spiegelt viele Dinge.
Masumi Kato
Zeit zu gehen…
Es ist eine lange Reise, sagt man:
Robenwechsel
Roshu
Keinen einzigen Augenblick
verweilen die Dinge –
Bäume voller Farben.
Seiju
Ich bin durch diese Welt
hindurchgegangen – ein Leben
mit Mond, Schnee und Blumen.
Sharyu
Heute wird
mein Geburtstag sein,
im Nirvana
Joseki
Im Meer des Lebens,
Meer des Sterbens,
in beiden müde geworden,
sucht meine Seele den Berg,
an dem alle Flut verebbt.
Japan, 7. Jahrhundert
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